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Laura Wendrich

Interview mit Sexualcochin Jenny Lukas

Jennys Ziel ist es, dich dabei zu begleiten dein Körperempfinden (wieder-) zu entdecken, eine neue Sicht und tiefere Empfindsamkeit zu erlangen oder behutsam aufzuwecken, wenn sie auf dem Weg bis heute verloren gegangen ist.


Als Coach und Mentorin für weibliche Sexualität arbeitet sie täglich mit Frauen, die sich wieder in ihrem Körper wohlfühlen und ihre Sexualität neu entdecken möchten.

Liebe Jenny, was ist dein persönlicher Weg?

Mein eigener Weg war viele Jahre geprägt von einer großen Abgeschnittenheit von meinem Körper. Dem Thema Sexualität konnte ich mich nur mit sehr viel Befangenheit nähern, es fiel mir sehr schwer, mich körperlich zu öffnen und auf die Erfahrung einzulassen. Mein Umgang mit Sexualität war eher von Bewältigungsstrategien geprägt, zum Beispiel durch Ironie, Abwehr oder Ähnliches. Richtig konnte ich es nicht an mich heranlassen. Das hat sich geändert, als ich damit begonnen habe, über meinem Körper wahrzunehmen, wo und wie noch alte traumatische Erfahrungen in mir festsaßen. Diese Schritt für Schritt zu lösen, hat für mich die Tür für so viele neue Erfahrungen und Empfindungen geöffnet.


Wie hat dich dazu bewogen, Sexualcoachin zu werden?

Mein erstes „Tool“, dass ich aktiv für die Heilung meiner Sexualität begonnen habe zu nutzen, war das Yoni-Ei. Das ist jetzt schon ca. 7 Jahre her und damals war es so gut wie unmöglich, qualitativ hochwertige Eier in Deutschland zu bekommen, geschweige denn richtige und vollständige Informationen darüber, wie man sie am besten benutzt. Ich hatte den Zugang dazu über den englischsprachigen Markt gefunden und dachte, das muss auch hier bekannt werden!


Jede Frau sollte ein Yoni-Ei verwenden, es muss auch in Deutschland darüber geredet werden. Das war die ursprüngliche Motivation, aufgrund derer ich 2019 meine Coachingausbildung zum Sex, Love & Relationship Coach gemacht habe.


Was ist dein Ansatz in deiner Arbeit?

Der Körper ist in meiner Arbeit der Dreh- und Angelpunkt des Geschehens. Ich habe gelernt und vor allem bei mir selbst und in der Arbeit mit anderen Frauen gesehen, dass die Dinge, die uns davon abhalten, die Sexualität (und oft auch die Beziehungen) zu leben, die wir uns eigentlich wünschen, oft alte Blockaden sind, die noch im Körper festsitzen.

Oft hat dies mit Reaktionen in unserem Nervensystem zu tun, bei denen unser Körper zugemacht hat, weil wir eine Verletzung oder eine schlechte Erfahrung oder auch eine kontinuierlich schlechte Botschaft über uns selbst oder unsere Sexualität nicht besser bewältigen konnten. Wir haben dann eine Decke darüber gelegt und immer wenn wir uns diesem Thema oder dieser alten Wunde nähern, reagiert der Körper wieder mit dem alten Zumach-Muster.


Mein Ansatz ist, sich diese alten Muster liebevoll bewusst zu machen, ihnen genug Sicherheit zu geben, sich körperlich auszudrücken und lösen zu können. Wenn wir diese Dinge nach und nach zulassen, fühlen und integrieren, dann reagieren wir nicht mehr mit Abwehr oder Shutdown. Und dann werden neue Erfahrungen möglich. Ein Beispiel: Jemand empfindet noch viel Scham in Bezug auf die eigene Sexualität.

Dann können wir schauen:

Wo genau sitzt diese Scham im Körper, wie genau fühlt sie sich an? Wir können ihr eine Stimme geben und zuhören, was sie uns zu sagen hat, welche Informationen sie für uns bereithält. Warum zeigt sie sich hier? Und wir können sie wirklich einmal in einem geschützten Rahmen fühlen und zulassen, ohne uns einfach immer von ihr aufhalten und ausbremsen zu lassen. Dadurch können wir sie letztlich integrieren und nachhaltig lösen. Und das bedeutet, dass sie sich nicht mehr oder zumindest nicht mehr so oft in unserer Sexualität zeigt und uns und auf ungewünschte Weise unser Verhalten kontrolliert.


Wie läuft ein Coaching bei dir ab?

Wir vereinbaren zunächst einen Kennenlern-Call, in dem ich mir anhöre, was die Wünsche der Klientin sind, wo sie hinwill und wo sie gerade steht. Und dann schauen wir gemeinsam, ob wir ein guter Match sind und ob ich sie bei dem, was sie sich wünscht, gut unterstützen kann.


Dann trifft sie die Entscheidung, ob sie sich mit mir als Co-Pilotin auf den Weg machen will und wir beginnen den Coachingprozess. Im Rahmen von 10 gemeinsamen Stunden – oder bei Bedarf auch mehr – beleuchten wir die verschiedenen Aspekte ihrer Sexualität, decken blinde Flecken und verdeckte Zusammenhänge auf, überwinden Blockaden und gehen auch auf Körperebene sehr beherzt und pragmatisch so voran, sodass sie ihrem Ziel Stück für Stück näher kommt.


Mit welchen Themen kommen Frauen zu dir?

Oft sind es Unzufriedenheit und Lustlosigkeit in der Sexualität oder auch Schmerzen beim Sex. Also im Grunde Lust auf mehr Lust. Häufig spüren und ahnen die Frauen, dass „da noch mehr geht“. Dass das, was sie bis jetzt erlebt und gespürt haben, noch nicht alles war. Da ist dann auch viel Neugier auf den eigenen Körper und das, was man vielleicht noch nicht weiß.

Viele Frauen, die meinen G-Punkt-Workshop machen, sind mind-blown, wenn sie erfahren und dann auch selbst spüren, was für sie noch möglich ist.



Gibt es eine besonders bewegende Geschichte einer Frau, die du gecoacht hast, von der du hier erzählen möchtest?

Ja, sehr viele. Aber es sind so persönliche Themen, das möchte ich natürlich schützen. Besonders berührend ist es immer, wenn Frauen in der Vergangenheit traumatische Erlebnisse gehabt haben und diese Stück für Stück heilen und ihre Sexualität völlig neu und erfüllend leben können.


Du hast bei „Too Hot To Handle Germany“ einen Workshop für die Teilnehmer entworfen. Welche Erfahrungen hast du mitgenommen?

Ja, sogar zwei. Einen Paar-Workshop und einen Yoni-Workshop für die Frauen. Es war auf jeden Fall eine spannende Erfahrung, bei so einer großen Produktion mit dabei zu sein. Gezeigt hat es mir vor allem, dass wir oft alle die gleichen Themen, Ängste, evtl. auch Schmerzen mit uns herumtragen, egal, wie alt oder jung wir sind und egal, wie unsere Lebensumstände sind.

Die Teilnehmerinnen waren sehr jung, Anfang 20, sehr attraktiv und normschön und so bieten sie einen enormen Raum für die Projektion, dass bei ihnen im Leben alles perfekt sei und perfekt laufe sowie die Fassade eines unbeschwerten Lebens auf Social Media. Aber in Wahrheit haben sie genau wie alle anderen ihre persönlichen Unsicherheiten, ihre Verletzungen und ihre Fehlbarkeiten.


Es war sehr berührend, das zu sehen und wie sehr sie auch Vertrauen gefasst und sich geöffnet haben.


Was sind deine Pläne/Visionen für die Zukunft?

Noch sehr viel mehr Yonis aufwecken und für guten Sex begeistern 😊

Wenn man sich für deine Arbeit interessiert, wie kann man sich mit dir in Verbindung setzten?

Über meine Website www.halloyoni.com bzw. per E-Mail direkt an info@halloyoni.de. Über meinen Newsletter teile ich außerdem immer meine aktuellen Angebote wie Kurse oder Plätze für Einzelbegleitungen. Und auf meinem Instagram-Account @hallo_yoni gibt es regelmäßig Einblicke in meine Arbeit und auch hier und da in mein Privatleben 😉

Was möchtest du Frauen in Bezug auf ihren Körper/ihre Sexualität sagen?/Welche Tipps hast du an die Leserinnen?

Dass nicht sie das Problem sind, egal, was das Problem ist. Wie mit Sexualität in unserer Gesellschaft umgegangen wird, ist das Problem. Weibliche Lust und weibliches Verlangen werden nach wie vor unfassbar tabuisiert. Sie sind nicht mal Teil unserer Aufklärung, d.h. uns wird nicht mal beigebracht, was alles für uns möglich ist und was alles dazu gehört, wenn wir von Sexualität sprechen.

Hinzu kommt viel offene, aber auch verdeckte, maskierte sexualisierte Gewalt gegen Frauen, bei der uns aber gleichzeitig eine Mitschuld und Mitverantwortung gegeben wird. Freie, lustvolle Sexualität fühlt sich für unser Nervensystem oft nicht sicher an – weil sie so lange nicht sicher war und teilweise immer noch nicht ist. Victim Blaming, Slut Shaming, und toxische Sexismen sind nur ein paar Beispiele für tief verankerte Denkweisen, die uns und unsere eigentlich sehr kraftvolle Sexualität klein halten.

Aus den gleichen Gründen fehlen uns auch gute sexuelle Vorbilder. Die Botschaft an uns lautet ja oft: „Sei sexy (damit du jemandem gefällst) … aber nicht zu sexy! Denn dann bist du eine Schlampe und selber Schuld, wenn jemand deine Grenzen überschreitet.“ Gleichzeitig werden Frauenkörper übersexualisiert und viele finden für sich kein passendes Bild einer „Sexiness“, mit der sie sich wirklich wohlfühlen.

Hinzu kommt, dass wir uns durch Beschämungen von außen oft früh von unseren Genitalien abspalten, weil wir lernen, dass „man sich dort nicht berührt“. Dadurch verlieren wir nach und nach die Awareness für diesen Bereich und natürlich auch die Empfindsamkeit und wissen häufig gar nicht, was sich gut für uns anfühlt. Das sind Teufelskreise, die eigentlich nicht aus uns selbst heraus rühren, aber die wir verinnerlichen und in denen wir uns verlieren können, wenn wir sie uns nicht bewusst machen und für uns ändern.


Denn wir können etwas ändern und eine Sexualität haben und genießen, wie wir sie wollen. Wir haben ein sehr großes Lust- und Orgasmuspotential, das wir erschließen können!

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